Vor etwa einhundert Jahren, am 27. Juli 1919, ging der schwarze junge Mann Eugene Williams an den „weißen“ Teil des auf Rassen geteilten Strandes am Ufer des Michigan-Sees in Chicago. Ein weißer Mann traf ihn mit einem Stein, der unglückliche Eugene fiel ins Wasser und ertrank. Dieses Ereignis war der Auslöser von mehrtägigen Rassenunruhen in Chicago, in denen 38 Menschen (25 schwarze und 13 weiße) ihr Leben verloren. Dies war das tragischste Ereignis des „Roten Sommers“ 1919, in dem in einer Serie von Rassenunruhen in den ganzen USA über 150 Menschen starben. Die bestürzenden Fotos von diesen Ereignissen, die Jun Fujita, ein berühmter Fotograf japanischer Herkunft, machte, erweckten meine Aufmerksamkeit im Historischen Museum in Chicago.
Ein Jahrhundert später hieß die Agenturnachricht letzte Woche: „Chicago bekam seine erste afroamerikanische Bürgermeisterin, Lori Lightfoot, die öffentlich homosexuell und völlig neu in der Politik ist. Sie versprach Reformen, Verarbeitung des Stadtbugdets und den Krieg gegen Kriminalität. Mit diesem Programm schuf sie einen Vorsprung von fast 50% gegenüber der langjährigen Politikerin Toni Preckwinkle, ebenfalls einer Afroamerikanerin. Auf nationalem Niveau brach Obama vor elf Jahren eines der drei Tabus – er war der erste Afroamerikaner am Steuer der USA. Übrig blieben noch zwei – eine Frau und ein Mitglied der LGBT-Community. In der Bürgermeisterin von Chicago Lori vereinigten sich alle drei Tabus.
Zwei Tage vor dem St. Patrick’s Day, dem Festtag aller Iren und all jener, die sich mindestens an einem Tag im Jahr so fühlen, landeten wir in Chicago, der windigen Stadt, in der die Temperaturen nur zwei Monate davor sagenhafte Minus 50 Grad erreichten. Am ersten Abend gingen wir zum italienischen Restaurant „Quartino“ und erfuhren, dass Chicago viel billiger als New York ist, mit einer geringeren Anzahl an Touristen und viel mehr lokaler Bevölkerung in den Restaurants und auf den Straßen…
Der Samstag am Vorabend des St. Patrick’s Day am 17. März ist traditionell der Tag, an dem der Fluss in Chicago grün gefärbt wird und eine große Parade zu Ehren des größten Heiligen der Iren stattfindet. Schon beim Frühstück im Hotel merke ich, dass fast alle Gäste ein grünes Detail tragen. Sie gehen alle in die Richtung des Flusses Chicago, den die Union der Klempner der Stadt seit 1962 grün färbt. Das geheime Rezept der Klempner von Chicago, das das Wasser in eine fluoreszent grüne Flüssigkeit verwandelt, die eher nuklearem Abfall ähnelt, ist organischer Herkunft und völlig sicher für die Umwelt. Tausende von Leuten, die sich am Morgen um die Flussufer befanden, gehen gegen Mittag zur Columbus Drive Allee, wo die Parade vorbeigeht, an der Dutzende von musikalischen und Tanzgruppen, Kirchenchoren, Orkestren, Sponsoren usw. teilnehmen.
Auch andere Migrantengemeinschaften in Chicago ogranisieren ihre Feste, aber der St. Patrick’s Day ist das berühmteste Ereignis, das tausende Touristen aus den USA und der ganzen Welt anzieht und es ist der Tag, an dem, wie es heißt, „Wir alle sind Iren!“. Während wir die Parade verlassen, begegnen wir einer Gruppe von religiösen Fanatikern, die man in allen amerikanischen Städten finden kann, die Transparente mit den Überschriften „Jesus starb für unsere Sünden!“ tragen.
„Die Wolke“ oder „Die Bohne“, wie sie in Chicago genannt wird, ist die gigantische Skulptur im Millenium Park, die 2006 zum Markenzeichen und wahrscheinlich dem meistfotografierten Motiv der Stadt wurde. Der britische Künstler indischer Herkunft Anish Kapoor gewann den internationalen Wettbewerb und schuf eine 100 Tonnen schwere Skulptur, die von der Form und dem Aussehen von flüssigem Quecksilber inspiriert wurde. „Die Wolke“ erschien in zahlreichen Filmen, Serien und Musikvideos, allerdings entschied sich der Autor nur einmal dazu, Anklage zu erheben. Nämlich drehte die NRA (National Rifle Association), ein Verein, der für Schusswaffen wirbt und die Begrenzung ihrer Verwendung bekämpft, ein Video, in dem „die Wolke“ zu sehen war. Kapoor verklagte die NRA sofort, forderte das Zurückziehen des Videos und gewann den Prozess ein Jahr später, sodass der Verein die Szene mit „der Wolke“ aus ihrem Video herausschnitt.
Das prächtige Rathaus von Samuel Nickerson an der Ecke der Erie Str. und Wabash Ave., das 1873, zwei Jahre nach dem großen Brand, der in zwei Tagen fast das ganze Zentrum von Chicago vernichtete, gebaut wurde, ist heute das Richard H. Driehaus Museum, wo sich eine Sammlung von Möbeln und anderen Gegenständen aus dem sog. „Gilded Age“ (dt. Vergoldetes Zeitalter) befinden. Der Ausdruck „Vergoldetes Zeitalter“ („Gilded Age“) erscheint erstmals 1873 in der gleichnamigen satirischen Novelle von Mark Twain und bezieht sich heute auf die Periode des großen industriellen Fortschritts der USA vom Ende des Bürgerkrieges 1865 bis zum Anfang des Ersten Weltkrieges. „Vergoldet“ und nicht „Golden“ ist das Zeitalter, weil in diesem Jahrhundert mehrere Familien plötzlich reich wurden (Vanderbilt, Rockefeller, Carnegie, Guggenheim, Morgan usw.) und es aber auch zur Verarmung der Arbeiterschicht kam. Im großen Speisesaal des Hauses wurde eine Installation aufgebaut, die den Wechsel der Perzeption von gesellschaftlichen Rollen im „Vergoldeten Zeitalter“ zeigt: Am festlichen Esstisch sitzen zum ersten Mal auch Afroamerikaner, die Rolle der Frau verändert sich auch.
Während ich zum Lincoln Park laufe und darüber nachdenke, wie Chicago nach dem Brand 1871 (der nach einer Legende von einer Kuh, die eine Laterne umstoß, verursacht wurde) wiederaufgebaut wurde, finde ich Ähnlichkeiten mit Saloniki, das 1917 auch von einem Brand betroffen wurde. Ich gehe am Wasserturm vorbei, der aus Stein gebaut wurde, sodass er den Brand überlebte, und die Michigan Allee hinunter neben der Vierten Presbyterianischen Kirche. Das Plakat „Kostenlose Konzerte am Freitagmittag“ lockt mich in die Kapelle hinter der Kirche. Der Auftritt eines Frauentrios, das bekannte Opern- und Poparien vorführt, hat schon begonnen. Das Konzert war ein Geschenk für die Familie der verstorbenen Pamela McGaan, einer Gläubigen dieser Kirche und einer „großen Musikverehrerin“. So protestantisch und so amerikanisch.
Branko Palikuća, rođeni je Užičanin, u Čikagu je od 1988. godine. Danas je vlasnik nekoliko restorana u gradu i dobro poznaje scenu. U njegovom restoranu “Topaz Café” večeramo sa Brankom i njegovim prijateljima, tu je i Igor Miklja koji putuje Amerikom i snima reportažu o srpskim sportistima koji su postigli velike uspehe u SAD. Priča nam kako se bogati Jevreji iz Čikaga sve više sele na Floridu pa mu tako odlaze najbolje mušterije.
In der Epoche des „Art déco“ entstanden zahlreiche Fassaden der Wolkenkratzer Chicagos. Einer der elegantesten auf der Michigan Avenue ist heute das „InterContinental Hotel“. Auf der Fassade sind ägyptische Motive, die in der „Art déco“-Ära extrem populär und unter dem Einfluss großer archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre in Ägypten entstanden sind, zu sehen. Im 12. Stock des Gebäudes befindet sich das Schwimmbecken, in dem einst Johnny Weissmüller und Esther Williams übten. Wenn es nicht gerade -50 Grad hat und der Wind nicht stark weht, ist Chicago ideal für diejenigen, die Spaziergänge lieben: der Navy Pier mit dem großen „Rad“, der kostenlose Zoo im Lincoln Park, Chinatown…
Das, was in New York das Metropolitan Museum ist, ist in Chicago The Art Institute of Chicago, das tausende von wertvollen Kunstwerken aus der ganzen Welt aufbewahrt, von Chagalls Glasfenstern über Van Goghs „Schlafzimmer“ und Matisses „Badenden an einem Fluss“ bis hin zur Ikone der amerikanischen Kunst und wahrscheinlich dem bekanntesten in den USA enstandenen Gemälde „American Gothic“ von Grant Wood, der seinen Zahnarzt und seine Schwester bat, als Bauer und seine ledige Tochter zu posieren.
Noch ein wichtiges Jubiläum findet dieses Jahres statt: Ein Jahrhundert seit der Einführung der Prohibition, dh. des Verbots der Produktion und des Verkaufs von Alkohol in Amerika, die mittels des 18. Zusatzartikels der Verfassung der USA 1919 eingeführt und 1933 abgeschaffen wurde. Während dieser 14 Jahre blühte die Chicagoer Musik- und Clubszene und parallel mit ihr auch die Gangster-Clans, die sich bis zur Ausrottung bekämpften. Die Fotografie „Valentinstag-Massaker“ des oben genannten Jun Fujita entstand nach einer Auseinandersetzung am 14. Februar 1929, als sieben Mitglieder der North Side Gang brutal hingerichtet wurden.
Ein Jahrhundert nach den Rassenunruhen übernimmt eine Frau, Afroamerikanerin und Mitglied der LGBT-Community das Ruder von Chicago. Ob sie mit der Kriminalität und der Korruption zurechtkommt, bleibt noch zu sehen. Das letztere könnte sie mit Rod Blagojevich, dem Ex-Gouverneur des Staats Illinois, einem Serben, besprechen, der 2011 wegen Korruption verurteilt wurde. Sie würde ihn in diesem Fall im Bundesgefängnis in Chicago besuchen müssen, wo Blagojevich seine 14-jährige Strafe verbüßt.
Objavljeno u “Dnevniku” – 7. aprila 2019.
Rođen 27.7.1968. u Baču (Vojvodina, Srbija). Srednju školu završio u Bačkoj Palanci, Pravni fakultet studirao u Novom Sadu. Od 1990. radi kao novinar – u početku kao novosadski dopisnik beogradskih “Večernjih novosti”; zagrebačke “Arene”, sarajevskih “Naših dana”. Sarađuje i u magazinima “Vreme” i “Stav”.
1992. sa grupom studenata obnavlja izlaženje studentskog mesečnika “Index”. Posle dva broja sledi smena celokupne redakcije i pokretanje magazina “Nezavisi Index” koji će kasnije 1993. promeniti ime u “Svet” iz kojeg je nastala izdavačka kuća Color Press Grupa.
Danas na čelu Color Press Grupe najvećeg izdavača magazina u regionu sa kompanijama u svih 6 republika – 110 magazina, 25 internet portala i preko 80 konferencija i festivala godišnje.
U porfoliju kompanije pored domaćih (poput magazina “Lepota i zdravlje”, “Svet”, “Pošalji recept”, “Lekovito bilje” itd) nalaze se i brojni licencni brendovi: “The Economist”, “Hello!”, “Gloria”, “Story”, “Star”, “Lisa Moj stan”, “Hausbau”, “Brava Casa”, “Bravo”, “Alan Ford”, “Grazia”, “La Cucina Italiana”, “Auto Bild” i brojni drugi.